Kompensationsmaßnahme - Langwarder Groden

01.01.2021

Ausflugsziel und Vogelbeobachtungsgebiet vor dem Deich

Durch den Bau des JadeWeserPort wurde dem Meer und der Landschaft etwas genommen, was ihn an anderer Stelle zurückgegeben werden muss. Darauf zielt die Umgestaltung und Renaturierung von rund 140 Hektar Fläche des Langwarder Grodens auf dem Gebiet der Gemeinde Butjadingen ab. Ein Groden ist eine von der See angeschwemmte Landfläche, die oftmals eingedeicht, entwässert und landwirtschaftlich nutzbar gemacht wird.

Der Langwarder Groden im Norden der Halbinsel Butjadingen, der vor dem eigentlichen Hauptdeich liegt, war seit 1930 durch einen Sommerdeich vom Gezeitenfluss getrennt. Der Öffnung dieses Deichs standen viele Anwohner zunächst skeptisch gegenüber. Nach langen Gesprächen wurde ein Kompromiss gefunden. Der Sommerdeich wurde nur auf einer Länge von rund 900 Metern im östlichen Teil des Grodens abgetragen und das dabei gewonnene Material zur Erhöhung des Hauptdeichs genutzt. Durch die Maßnahmen in den Jahren 2013 und 2014 sind rund 140 Hektar des Gebiets wieder der Tide ausgesetzt. Durch den Abtrag von Boden in bestimmten Bereichen wandelten sich diese zu Wattflächen und Salzwiesen mit Queller und Schlickgras. Prägendes Element des Naturraums ist seither wieder die natürliche Dynamik von Ebbe und Flut.

Ein umfangreiches Monitoring der Flächen überwacht die Entwicklung von Flora und Fauna. Der Langwarder Groden wird von zahlreichen Brut- und Gastvögeln intensiv genutzt. Brachvögel, Kiebitzregenpfeifer, Alpenstrandläufer und viele weitere Arten rasten hier, bevor sie in ihre Brutgebiete weiterziehen. Säbelschnäbler, Rotschenkel, Sandregenpfeifer und Uferschnepfen nutzen wie viele andere Arten auch den Langwarder Groden als Brutgebiet.

Im April 2015 wurde auf Initiative der Gemeinde Butjadingen und des Landes Niedersachsen der landesweit größte Naturerlebnispfad (etwa fünf Kilometer lang) im Langwarder Groden eröffnet. Er führt unter anderem über einen 400 Meter langen Bohlensteg und eine 36 Meter lange Brücke, die es erlauben, trockenen Fußes die Salzwiesenlandschaft zu erkunden. Die Stege und Wege dienen zudem der Besucherlenkung. Denn wenn die Menschen sich stets auf gleichen Pfaden bewegen, verlieren die Tiere ihre Scheu und lassen sich auch aus nicht allzu großer Distanz beobachten. 2019 wurde der Pfad mit dem Zertifikat „Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet.

Inzwischen hat sich das Projekt als beliebtes Ausflugsziel und Vogelbeobachtungsgebiet etabliert. Die Umsetzung der Kompensationsmaßnahme Langwarder Groden ist somit in vielerlei Hinsicht ein Gewinn: für den Naturschutz, die Umweltbildung und den Ausgleich verschiedenster Interessen. Von der internationalen Hafenorganisation International Association of Ports and Harbors (IAPH) wurde das Projekt mit einem 2. Platz in der Kategorie „Umwelt“ ausgezeichnet.