Kompensationsmaßnahme Langwarder Groden

2013 bis 2014

Als eine der Kompensationsmaßnahmen für den Bau des Container-Tiefwasserhafens JadeWeserPort wurde in den Jahren 2013 und 2014 im Langwarder Groden, Halbinsel Butjadingen, die Renaturierung von 140 Hektar Fläche und die Schaffung von Salzwiesen durchgeführt. Durch die teilweise Öffnung des Sommerdeichs wurde das Gebiet wieder der Tide ausgesetzt und mit dem Abtrag von Boden in bestimmten Bereichen wandelten sich diese Areale zu Wattflächen und Salzwiesen. Die natürliche Dynamik von Ebbe und Flut wurde wieder zum prägenden Element und Grundlage für die Ausbreitung von Pflanzen und Fischen. Aufschluss darüber, wie sich diese Maßnahmen auf die Charakteristik der Lebensräume ausgewirkt hat, gibt ein nach fünf Erfassungsjahren vorliegender Zwischenbericht der Planungsgruppe Grün GmbH (pgg), Bremen.

Für die Erfassung der morphologischen Veränderungen wurden flächendeckende Laserscanbefliegungen und Messungen von Querprofilen an Gräben und Geländehöhen vorgenommen sowie eine umfangreiche Fotodokumentation angefertigt. Umfangreiche Kartierungen der Biotoptypen sowie von Brut- und Gastvögeln und die Erfassungen im Bereich der Fische und des Makrozoobenthos (Krebse, Schnecken, Würmer, Muscheln etc.), dokumentieren die Wandel von einer bedeichten Kulturlandschaft zu einer sich dynamisch entwickelnden Naturlandschaft.
Bei den Pflanzen und Biotoptypen zeigt sich eine lebensraumtypische Zonierung abhängig von der Überflutungshäufigkeit. Typische Küstenbiotope mit wertgebenden Salzwiesenarten sind vorhanden. Die Flächenausdehnungen der verschiedenen Lebensräume entsprechen insgesamt den Zielvorstellungen und Planungen.

Gewinn für Vogelarten

Als Ergebnis konnte bei den Gastvögeln eine hohe Artenvielfalt an Watvögeln, darunter auch seltenere Arten, sowie eine hohe nationale Wertigkeit für rastende Watvögel und Lach- und Sturmmöwen, festgestellt werden. Für die Bewertung des Erfolgs der Maßnahmen für die Gastvögel lag der Schwerpunkt auf den Wattflächen.
Die Brutvogelgemeinschaft wurde über die Beobachtung von brutanzeigenden Verhaltensweisen erfasst. Zusätzlich kamen Nestkameras zur Ermittlung des Schlupferfolges sowie von etwaigen Störungen zum Einsatz. Die Untersuchungen haben ein typisches Salzwiesenarten-Spektrum mit einem starken Säbelschnäblervorkommen zum Beginn des Monitorings ergeben. Besonders erfreulich ist die hohe Anzahl Rotschenkel und auch die Uferschnepfe wurde als Brutvogel bestätigt. Beim Bruterfolg ist allerdings noch Luft nach oben, da diese als gering eingestuft wird. Rund 70 Prozent aller Brutvogelpaare und 60 Prozent aller Rotschenkel wurden auf den Flächen mit Pflegebeweidung ermittelt. Ausschließlich auf den Weideflächen fanden sich Uferschnepfe, Kiebitz, Sand-/Flussregenpfeifer, da diese eine Bindung an Blänken (flache Wasseransammlungen) haben. War die Besiedlung auf der östlichen Weide zum Start der Untersuchungen noch spärlich, ist nun im gesamten Groden eine Zunahme an Zielarten mit hoher Wertigkeit festgestellt worden.
Im Rahmen der Untersuchungen konnte, ausgelöst durch die ausgeprägte Dynamik, eine starke Sedimentation in den Pütten im Westen sowie eine starke Erosion im Hauptpriel und an den größeren Nebenprielen festgestellt werden. Den Wattflächen kommt eine besondere Bedeutung als Nahrungshabitat für Brut- und Gastvögel sowie als Rasthabitat für Gastvögel, Lebewesen im Gewässergrund und die Fischfauna zu. Besondere Bedeutung für charakteristische Pflanzenarten als Küstenlebensraum sowie für Brutvögel haben die Pionierzone und Untere Salzwiese. Ein abwechslungsreiches Relief und eine vielfältige Vegetationsstruktur sind wichtig für die Habitatqualität typischer Tierarten.

Bereits nach dem zweiten Jahr der Herstellung der Maßnahme fanden sich Naturraumtypische Benthos- und Fischgemeinschaften. Bei den im Bereich des Gewässergrundes vorkommenden Lebewesen wurden auch zwei Arten der Roten Liste gefunden. Die Priel- und Wattbereiche sind wertvolle Brackwasser-Lebensräume und fungieren als Nahrungshabitat für Fische und Vögel. Die Nebenpriele haben sich als temporärer Lebensraum für zahlreiche Fischarten, dominant sind Hering und Strandgrundel, dargestellt.

Positiv fällt auch das Fazit der Ergebnisse der vorkommenden Laufkäferarten aus. Die Anzahl an Arten hat von 2015 bis 2019 von 38 auf 42 Arten zugenommen und es kommen sowohl stark gefährdete als auch an Salzwiesenlebensräume besonders gebundene Arten vor.
Mit der Implementierung des fünf Kilometer langen und landesweit größten Naturerlebnispfades sowie der Errichtung einer Vogelbeobachtungshütte, die im April 2015 im Langwarder Groden eröffnet wurden, hat sich das Projekt mit seinen naturnahen und weitgehend menschlich unbeeinflussten Biotopen als beliebtes Ziel zum Naturerleben und zur Vogelbeobachtung etabliert und genießt eine große Akzeptanz unter den Besucherinnen und Besuchern.
Insgesamt sind die mit der Maßnahme beabsichtigten Ziele klar erreicht: Der Langwarder Groden unterliegt einer dynamischen Entwicklung und es konnten sich salzwiesentypische und naturnahe Lebensräume entwickeln. Die Ausgleichsmaßnahme führt somit zu einer positiven Gesamtentwicklung des Gebietes im Sinne des Planfeststellungsbeschlusses.

NaturErleben Langwarder Groden

Langwarder Groden